Obstbaumschnitt auf Musterkolonie

Heute habe ich endlich die KGA Freiheit in Treptow kennengelernt. Ich kannte sie schon aus Gartenfreundartikeln und von den dort gegründeten Schnippel-Girls mit ihrem wundervollen Weihnachtsmarkt. Dort gibt es nicht nur einen Naturlehrpfad, einen Spielplatz mit Trimgeräten und einen Schulgarten, sondern auch eine Fahrrad-Reparaturstation, einen Blumensamen-Automaten und eine liebevoll angelegte Streuobstwiese mit ausführlicher Beschriftung jedes einzelnen Baumes!

Heute ging es vor allem um die Streuobstwiese, dankbares Schnittmaterial für das Seminar von Dr. Friedrich-Karl Schembecker.

Hier ein Gravensteiner Apfel. Da wurde die querstehende Spitze weggenommen und ein paar steil hochstehende kleinere Äste. Und die Stummel, bzw. Huthaken, die der Vorgänger hat stehen lassen. Äste bitte immer dicht am Stamm, an einer Verzweigung oder einer Knospe abschneiden! Stehengelassene Stummel sterben ab und werden Nährboden für Krankheitskeime.

Hier eine Quitte. Bei einem Apfelbaum würde man die Krone kräftig auslichten. Die Quitte gehört aber zu den Wildbäumen, die dürfen buschiger wachsen. So haben wir nur die Spitze weggenommen. Siehe Titelbild.

Hier wird eine Hauszwetschge bearbeitet. Früher hat man Pflaumen und Zwetschgen nicht oder nur wenig beschnitten, aber heutzutage ist die Empfehlung, sie genauso locker und luftig auszulichten wie einen Apfel. Hier stehen einige dicke Äste zu dicht und werden mit der Handsäge entfernt (Faustregel: mindestens eine Scherenlänge Abstand). Mit der Hippe kann man ausgefranste Schnitte glattsschneiden. Im Vordergrund sieht man einige rotbraune ‚Langtriebe‘. Das sind junge Triebe aus dem letzten Jahr.

Hier sind wir an der Birne ‚Gute Luise‘. Sie hat letztes Jahr gar keine Langtriebe hervorgebracht. Diese bringen zuerst nur Blätter, aber später dann Kurztriebe mit Blüten und Früchten. Sie sind wichtig zur Verjüngung. Dieser Baum ist in jungen Jahren schon vergreist. Von einigen Ästen wird ein Stückchen abgeschnitten, natürlich auf eine Aussenknospe. Das regt das Wachstum an.

Hier noch eine Pflaume. Eine Kratzprobe hat gezeigt dass zwei untere Äste tot waren. Diese Prüfung geht ganz einfach: Man schabt mit der Hippe oder der Scherenklinge ein bischen an der Rinde. Ist es darunter grün, lebt der Ast noch. Sieht man nur braun oder beige, dann ist der Ast tot.

Hier ein Ontario-Apfel, bzw. das was davon übrig ist. Die Rinde pellt sich ab wie Pergamentpapier und Dr. Schembecker diagnostiziert Rindenbrand. Das ist eine Pilzkrankheit die seit dem Jahundertsommer 2003 in Deutschland vorkommt und verstärkt seit den letzten in Hitzesommern. Die Kratzprobe am unteren Stamm zeigt, dass da nichts mehr zu machen ist.

Pilzkrankheit? Das wollen wir nicht von Baum zu Baum schleppen. Also wird die Sprühflache mit dem 70% Alkohol ausgepackt und Schere und Säge desinfiziert.

Und noch zwei Apfelbäume werden beschnitten, vorzugsweise in Dreiecksform. Wichtig auch: Fruchtmumien, die alten verschrumpelten Früchte aus dem letzten Jahr, unbedingt entfernen und am besten in die Tasche stecken und im Müll entsorgen. Die können Pilzkrankeiten wie Monilia verbreiten.

Zum Schluss durften wir noch diesen Apfelbaum im Schulgarten bestaunen. Bei einem professionellen Schnitt würde man etwa die Hälfte wegschneiden. Und man sieht, dass das Fruchtmumienentfernen nicht immer so einfach ist 🙂

Ein ganz herzliches Dankeschön an Julia vom BV Süden, die dieses Seminar organisiert hat, und an Susanne, Gartenfachberaterin in der KGA Freiheit, die uns mit Tee und Kaffee versorgt hat.

Und natürlich an Dr. Friedrich-Karl Schembecker!